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Sparen auf den Sommerurlaub?

Michael Kordovsky | Börsen-Kurier 

Sommertourismus könnte mit expandierenden Konsumausgaben einhergehen.

Hohe Inflationsraten und in den Metropolen explodierende Wohn- und Mietpreise führten zu einer vorsichtigeren Finanzgebarung privater Haushalte. Breite Bevölkerungsschichten fokussierten ihre Konsumausgaben und Investitionen auf das Notwendigste. Vom vierten Quartal 2022 auf das vierte Quartal 2023 stieg somit im Euroraum die Sparquote von 13,3 auf 14,7 %. Die Investitionsquote war indessen von 10,2 auf 9,6 % rückläufig. Der Konsum stagniert: Das reale Wachstum des Konsums pro Kopf war im dritten Quartal 2023 unverändert und im vierten Quartal mit -0,1 % (Vorquartalsvergleich) marginal rückläufig.

Die neuen revidierten, saisonbereinigten BIP-Daten zeigen zwar mit einem BIP-Wachstum von je 0,1 % im dritten und vierten Quartal 2023 eine Stagnation der Wirtschaft in der Eurozone, aber mit einer moderaten Wachstumsbelebung auf 0,4 % im ersten Quartal 2024 auch eine verhaltene Erholung. In der EU beschleunigte sich vom vierten Quartal 2023 auf das erste Quartal 2024 das BIP-Wachstum von 0,2 auf 0,5 %. Von jenen Mitgliedstaaten, die BIP-Wachstumszahlen für das erste Quartal 2024 lieferten, meldete Litauen mit 2,9 % den höchsten Zuwachs und Irland mit -4,9 % den stärksten Rückgang. Neben Irland verzeichneten noch Schweden, Österreich und Deutschland eine Schrumpfung der Wirtschaftsleistung.

Einzelhandelsflaute

Allerdings schrumpfte in den ersten beiden Monaten 2024 im Vorjahresvergleich das Absatzvolumen im Einzelhandel des Euroraums noch immer um jeweils 0,9 bzw. 0,7 %. Während sich die rückläufige Entwicklung bei Nicht-Nahrungsmitteln (ex Motorenkraftstoffe) im Euroraum von -0,7 auf -0,1 % verlangsamte, war der Bereich „Nahrungsmittel, Getränke, Tabakwaren“ mit -1,3 bzw. -1,4 % in den Monaten Jänner und Feber 2024 deutlicher rückläufig. Offensichtlich achten noch viele bei den wöchentlichen Einkäufen auf ihr Budget.

Nicht ganz so ausgeprägt wie im Euroraum ist aufgrund diverser wachstumsstärkerer „Ex-Ostblock-Länder“ der Rückgang des Absatzvolumens im gesamten Einzelhandel der EU (-0,2 %). Betrachtet man einzelne Länder, so verzeichneten Belgien, Österreich, Slowenien, Finnland und Schweden in den vergangenen sechs Monaten (bis Feber 24) auf Jahresbasis jeden Monat in Folge eine Schrumpfung des Absatzvolumens. Im gleichen Zeitraum fallen hingegen Spanien, Kroatien, Zypern und Luxemburg mit einem kontinuierlichen Wachstum auf.

Konsumfreudige Urlaubszeit?

Letztere Länder könnten laut Meinung des Autors von einem Schub im Tourismus profitieren. Touristen genießen den Einkaufsbummel, während der langfristige Trend immer mehr zum Online-Handel geht. Doch die intensive Nutzung des Online-Handels während der Pandemie hat einen aktuellen Gegentrend zur Folge. Einkaufszentren und Einkaufsstraßen könnten sich nun zwischenzeitlich über ein Comeback freuen, vor allem in Ländern mit starker Tourismusfrequenz, zumal sich heuer neue Rekorde in puncto Reiseaktivität abzeichnen.

Eine Kostprobe liefert hier Spanien: Bereits 2023 sind dort die Ausgaben ausländischer Touristen um 24,7 % auf 108,9 Milliarden Euro gestiegen und für 2024 erwartet der Tourismusverband Exeltur - die Ausgaben inländischer Touristen miteinberechnet - einen Anstieg auf bis zu 200 Milliarden Euro. Auch in Italien winkt eine starke Frequenz. Generell nimmt die Reisetätigkeit zu, und im Urlaub sitzt der Geldbeutel bekanntlich lockerer. Ob es tatsächlich diesbezüglich positive „Konsumüberraschungen“ über die Sommersaison gibt, bleibt abzuwarten. Die vorherrschenden Witterungsbedingungen sind hier ein noch unbekannter Faktor.

Fazit

Die zuletzt höheren Sparquoten gehen unter Umständen stärkeren Konsumaktivitäten in der Urlaubszeit voraus. Das aktuelle „Sparverhalten“ und die ruhigen Aktivitäten im Einzelhandel könnten sich eventuell als „Ruhe vor dem Sommersturm“ entpuppen.

 

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